Page 36 - Staleke Ausgabe 209, Frühjahr 2018
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Ein Gedenkstein für Uthledes letzte Jüdin
ger klassischer Handwerksar- beit aus feinstem Obernkirche- ner Sandstein an  Besser als bei einem Stolperstein weist nun die Inschrift auf die Lebens- daten von Rieke Baar hin, und
UTHLEDE. 75 Jahre nach ihrem Tod erinnert nun ein Gedenk- stein an Uthledes letzte Jüdin Rieke Baar  Diese Stele steht nun vor dem Haus in der Achterstra- ße, das ihre Familie in vier Ge- nerationen über hundert Jahre lang bewohnte und 1925 an die Familie Ohlsen verkaufte  Rieke Baar wohnte hier auch weiter und verbrachte dort ihren Le- bensabend, bis die damals fast 86-jährige am 23  Juli 1942 von einigen NS-Männern abgeholt und über Bremen in das Kon- zentrationslager Theresien- stadt gebracht  Dort starb sie
am 6  August 1942  Rieke Baar war die letzte Jüdin in Uth- lede gewesen  In ihrer Nach- barschaft am anderen Ende des „Schulpatts“ hatte der jüdische Schlachter und Vieh- händler Siegfried Herzberg mit seinen Geschwistern gelebt  Er hatte sein Haus 1937 verkauft und war 1938 mit zwei seiner drei Schwestern nach Amerika ausgewandert  Die dritte ging nach Bremen, wurde von dort aus deportiert und umge- bracht  Alle jüdischen Mitbür- ger waren beliebte und ange- sehene Leute im Dorf  Uthledes
ehemaliger Ortsheimatpfleger Hans-Dieter Lüerssen hat in dem Buch über Uthlede, das zum 900-jährigen Jubiläum heraus kam, das Schicksal der Uthleder Juden in der NS-Zeit beschrieben  Ihm kam die Idee, an Rieke Baars letztem Wohn- ort einen Stolperstein in den Gehweg einzubauen und trug bereits 2013 sein Anliegen dem Gemeinderat vor  Dort stieß er gleich auf offene Ohren  In die gleiche Kerbe schlug auch Pe- tra Wulff-Haun, die mehrere Generationen später als Rieke Baar ebenfalls in der Achter- straße aufwuchs und sich in- tensiv mit Uthledes Geschichte in der NS-Zeit beschäftigte  Das Vorhaben mit dem Stolperstein kam jedoch nicht so recht vor- an, aber die damalige Ortsbür- germeisterin Conny Trowitzsch und ihr Nachfolger Marco Veh- renkamp verfolgten die Sache weiter  Als Vorstandsmitglied des Angelsportvereins hatte Conny Trowitzsch gute Kontak- te zu ihrem Angelkollegen Gui- do Kahnert, der als Steinmetz- meister in Blumenthal tätig ist  Der suchte eine Idee für das Gesellenstück seines Auszu- bildenden Markus Gabriel  Der fertigte die Stele in zweiwöchi-
Rieke Baar (sitzend) im Kreis der Familie Ohlsen, bei der sie bis zuletzt wohnte.
Seit dem letzten Herbst erinnert dieser Gedenkstein an Uthledes letzte Jüdin Rieke Baar, die der Nordbremer Steinmetzlehrling Markus Gabriel als Gesellenstück anfertigte.
die kleinen Steine auf der Stele zeigen, dass viele die hier vor- bei gehen, an Uthledes letzte Jüdin denken und sich mit die- sem Thema beschäftigen  So ist den Initiatoren ihr Vorhaben voll gelungen  s Otto Baur
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COtto Baur (2)


































































































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