Page 26 - Staleke Ausgabe 201, Frühjahr 2016
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Schneider stellt bei 45. Hagener Eiswette fest: „De Aue geiht“
HAGEN. Jacke, Hose und Schuhe in Schwarz, ein weißer Schal, eine wei- ße Blume am Revers,
für die Damen ein schwarzer Hut, für die Herren ein schwarzer Zylinder: So schreibt es die Kleiderordnung der Hagener Eiswette vor. Was in Bremen schon seit 1829 stattfindet, ist seit 45 Jahren auch in Hagen Tradition.
Ins Leben gerufen wurde die Eiswette von Hagener Bürgern, um das kleine Bächlein „Aue“ im Herzen des Ortes aufzuwer- ten. Heute ist bereits die nächs- te Generation im Einsatz, und das Eiswettkomitee besteht aus rund 50 Personen. An je- dem dritten Sonntag im Januar stellt sich wieder die Frage, ob „de Aue geiht oder steiht“, ob sie zugefroren ist oder nicht. Bevor Eiswettschneider Christi- an Schwertfeger mit dem hei- ßen Bügeleisen zum Einsatz kommt, trifft sich die Gesell- schaft im Rathaus und wird von Bürgermeister Andreas Witten- berg begrüßt. Ortsvorsteherin und Eiswett-Präsidentin Giese- la Schwertfeger blickt in ihrer Ansprache zurück: Schon neun Mal habe die Aue gehalten, in den Jahren 1979, 1980, 1987, 1993, 1996, 1997, 2001, 2010 und 2013, erzählt sie. Damit habe man es besser getroffen als die Bremer: „Die Weser war das letzte Mal 1948 zugefro- ren“, so die Hagenerin. Verbun- den ist die Veranstaltung im- mer mit einer großen Tombola, deren Erlöse sozialen Zwecken zugutekommen. „Wir haben insgesamt gut 8300 Euro an die Kindertagesstätten, die Feuer- wehr, den Heimatverein, die Gemeinde, die Kirche, den Ver- ein Nestwerk, die Ferienkiste, das Tierheim und an die Bos- nienhilfe gespendet“, kann sie berichten und spricht dem eh- renamtlich arbeitenden Komi- tee ihren Dank aus. Über zwei neue Mitglieder kann sich die Gruppe freuen: Bürgermeister
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Andreas Wittenberg und seine Ehefrau Stephanie wurden auf- genommen. „Im letzten Jahr
das Gewicht des Schneiders auf den Prüfstand. „Er muss mindestens 90 Kilogramm wie-
die auf diesen Ausgang gesetzt haben, gewonnen und die Her- ren bezahlen das Grünkohles- sen. Doch mit der „Wasserpro- be“ ist die Eiswette noch nicht beendet. Komitee-Mitglied Jens Kobbenbring übernimmt die Versteigerung von 30 Litern Bier und Grillfleisch für zehn Personen auf amerikanische Art. Euro um Euro wandert in die Sammeldosen, bis Elke Mi- net aus Hagen den Zuschlag bekommt. Die DLRG versorgt die Besucher mit Glühwein, Waffeln und Bratwurst, und die Wetten für das nächste Jahr werden abgegeben. Und seit einigen Jahren gehört auch die „250 Euro-Wette“ zum Programm. Dieses Mal hat das Eiswettkomitee gewettet, dass die Boule- und Schachfreunde
Am 17. Januar 2016 fand die 45. Eiswette in Hagen statt
habe ich hier im Rathaus den Empfang abgehalten und war beim anschließenden Grün- kohlessen ebenfalls dabei. Es war ein toller Tag und ich habe das Komitee gefragt, ob wir auch mitmachen können“, verrät Andreas Wittenberg, der sich extra einen Zylinder und einen weißen Schal ange- schafft hat. Ehefrau Stephanie trägt, wie vorgeschrieben, ei- nen schwarzen Hut.
Nach dem Empfang macht sich die Gruppe auf den Weg zur Aue, vorweg gehen Joachim Eickhoff und Torben Meyer als Schildträger. „Wir haben einen genauen Ablaufplan, alle Auf- gaben sind klar verteilt“, erzählt Joachim Eickhoff. Am Festplatz angekommen, wird die Quali- fikation des Eiswettschneiders Christian Schwertfeger am Bügelbrett überprüft. Unter Beifall des Publikums bügelt er ein Hemd, Frauenreferen- tin Ilka Priebe unterstützt ihn dabei. Und Eva Viehoff, als stellvertretende Landrätin des Landkreises Cuxhaven, Gast der Veranstaltung, lässt es sich nicht nehmen, dem Hemd den letzten Schliff zu geben. Bevor die Tragfähigkeit der Aue ge- testet werden kann, kommt
gen. Die hat er nicht“, bemän- gelt „Notarius Publicus“ Achim Thaler und hilft mit ein paar
Kein Zweifel, „de Aue geiht“, ist also nicht zugeforen. Da helfen auch mehrmali-
ge Tests mit dem heißen Bügeleisen nicht. Mit dem Eiswettschneider Christian Schwertfeger sind Frauenreferentin Ilka Priebe und Notarius Publicus Achim Thaler im Boot. Die DLRG Hagen sichert die kleine Ausfahrt
Schnäpschen nach. Mit Unter- stützung der DLRG Hagen und in Begleitung von Damenre- ferentin Ilka Priebe sowie des „Notarius Publicus“ steigt der Schneider in das bereitstehen- de Boot, hält das dampfende Bügeleisen über Bord und muss schon bald verkünden: „De Aue geiht“, sie ist also trotz winterlicher Temperaturen nicht zugefroren. Damit haben die Damen des Wettkomitees,
Hagen es nicht schaffen, mit mindestens zehn Personen in besonderem Outfit, mit zwei geschmückten Bollerwagen, heißer Bratwurst, dem Anis- schnaps Pastis, Käse, Rotwein und Drehorgelmusik bei der Eiswette zu erscheinen. Doch die Gruppe um Detlef Haese belehrt das Komitee eines Bes- seren und freut sich über den gewonnenen Betrag. s
Andrea Grotheer
UNTER DER STALEKE
C ANDREA GROTHEER
C ANDREA GROTHEER

