Page 35 - Staleke Ausgabe 201, Frühjahr 2016
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Eine Trauerrede der besonderen Art
RECHTENFLETH. In der STALEKE, Nr. 175/6/7 (Herbst und Winter 2009, Frühjahr 2010)
hatten wir den 2., 3. und 4. Nachtrag des im Jahre 2009 vom Rechten- flether Heimatverein „Ketelhoken“ herausgegebenen Buches „Rechten-
fleth – Die Geschichte eines alten Marschendorfes“ veröffentlicht. Verfasser dieser Nachträge wa- ren die Cousins Detlef Heine und Jürgen Nitschke, deren Ur-Groß- vater Johann-Hinrich Heine (1842 – 1913) ein angenomme- ner Pflegesohn von Hermann Allmers gewesen ist. Ihm hat
der große Menschenfreund am 24. Dezember 1873 „das mir ge- hörende jüngst durch die neue Landstraße von meinem sog. Klushamm abgetrennte Grund- stück ... für sich und seine ehe- lichen und leiblichen Nachkom- men von Neujahr 1874 an zum Geschenk ...“ gemacht.
Am 20. Dezember 2015 ist der zuletzt in Wedel (Schleswig-Hol- stein) lebende Detlef Heine im Alter von 76 Jahren verstorben. Die Trauerrede für ihn hielt in der Halle des Friedhofs in Rech- tenfleth sein Cousin Jürgen Nitschke. Sie drucken wir nach- folgend ab. s Jürgen Nitschke
„Lieber Detlef,
es ist gut, dass Du hier in Rech- tenfleth, Deinem Geburtsort, den Friedhof für Deine letzte Ruhe ge- wählt hast. Mit diesem Ort sind wir seit unserer Kindheit eng verbun- den, ja ich möchte behaupten, dass wir hier auf dem Friedhof auch lau- fen gelernt haben. In unserer Fami- lie hieß es doch dauernd ... ’mal eben oebern Karkhoff gahn`.
Hier in Rechtenfleth haben wir mitten im 2. Weltkrieg eine behütete Kindheit erlebt, und hier auf dem Friedhof haben wir auch gelernt, Pflichten zu
übernehmen. Zum Wochen-
ende musste geharkt werden, besonders um Kapelle und All- mers-Grab, und das war häufig unsere Aufgabe.
Von hier aus haben wir unsere
kleine und die große Welt er-
obert. Zusammen sind wir mit
dem Milchwagen nach Büttel
und zurück oder Du alleine von
Rechtenfleth nach Ägypten.
Hier haben wir uns von unserer
Großmutter (Anm.: Johanne,
geb. Eibers), von Deinem Vater
(Anm.: Hermann Heine), meiner
Mutter (Anm.: Hanna Nitschke,
geb. Heine) und von Deiner Mut-
ter (Anm: Elise, geb. Stegmann)
verabschiedet, und hier haben
wir unzählige Male gestanden
und derer gedacht, die von uns gegangen sind. Und hier in Rechtenfleth ist auch die Idee unserer Weihnachtsessen ent- standen, an denen heute bereits die 4. Generation teilnimmt.
Wenn wir uns heute hier verabschieden, so ist das nur ein
Abschied, der das Morgen betrifft. In Gedanken wirst Du mit all Deinen Eigenheiten, Deinen Worten und unseren gemein- samen Erlebnissen immer präsent sein.
Unsere Kindheit, später unsere Familientreffen, an denen wir die Fortschritte unserer Kinder bewundert haben; Apfelernte im Garten Deiner Eltern, während Deine Mutter für das leib- liche Wohl sorgte. Unsere Ski-Touren in Norwegen, an denen wir versuchten, unsere Midlife-Crisis durch Langlauf abzu- arbeiten und, als es uns dort zu kalt wurde, haben wir diese Arbeit mit Wandern in den Bergen um Barcelona fortgesetzt.
Am engsten waren wir jedoch bei der Erforschung unseres Stammbaums verbunden; ge- meinsam haben wir uns über jeden Erfolg gefreut und jede Enttäuschung gemeinsam ge- tragen. Am Ende dieser Arbeit haben wir alle Vorfahren, von denen wir Näheres erfahren konnten, zu Helden erklärt, weil uns die Art und die Stärke, mit der sie ihr Leben gemeistert hat-
ten, tief beeindruckt haben.
Ich möchte Dich heute in den Kreis dieser Helden aufnehmen, und dafür habe ich 2 Gründe:
Du hast alles dafür getan, dass trotz erschwerter Umstände Deine Familie als Familie zu- sammenhält. Und Du hast Dich Deiner Krankheit so gestellt, wie allen schwierigen Anforderun-
gen in Deinem Leben – mit eisernem Willen und innerer Stär- ke. Dank der liebevollen Unterstützung durch Anke hast Du bis zuletzt Deine Tage so gestaltet, wie Du sie leben wolltest. Danke für Deine lebenslange Freundschaft, Kameradschaft und Hilfsbereitschaft. Ruhe in Frieden.“
UNTER DER STALEKE
FRÜHJAHR 2016 | 35


































































































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