Page 28 - Staleke Ausgabe 206, Sommer 2017
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Erstes Hünenfest in Lehnstedt lockt mit buntem Programm
zu verdienen, sondern weil wir gemeinsam Spaß haben wol- len“, betont Mitinitiator Wilfried Wessel 
Die Nachfrage nach den Ti- ckets sei schon jetzt groß, vor allem im benachbarten Wulsbüttel und Hagen  „170 Karten sind schon im Vorver- kauf weggegangen  Und das, ohne Werbung zu machen“, fügt er stolz hinzu  Bis zu 300
Verbindung gebracht wird“, er- klärt Wessel 
Am Sonnabend, 26  August, soll das Hünenfest um 14 Uhr mit Kaffee und Kuchen eröff- net werden  „Die Lehnstedter Landfrauen unterstützen uns und werden für die Partygäste backen“, freut sich das Organi- sationsteam  Am Abend sollen dann die „Hagen Allstars“ für Stimmung im Publikum sorgen  Neben rockigen Oldies er- warten die Zuschauer selbst arrangierte Coverversionen favorisierter Lieblinge aus den 70er und 80er-Jahren  Das Repertoire der Band reicht von interpretierten Titeln der Eag- les über Fleetwood Mac bis hin zu Crosby, Stills, Nash & Young  Im Anschluss führt ein DJ mit aktuellen Pop-Hits die Gäste musikalisch weiter durch die Nacht  Einlass ist ab 19 30 Uhr  Eine Wiederholung der Zeltfete schließen die beteiligten Orga- nisatoren nicht aus  „Wir hoffen auf viele Gäste und einen schö- nen Abend zusammen  Wer weiß, wenn es gut läuft, kaufen wir uns im nächsten Jahr viel- leicht ein Grundstück für das Fest und haben Boss Hoss zu Gast“, sagt Wessel und lacht  Die Tickets für das Lehnstedter Hünenfest gibt es ab sofort an den Vorverkaufsstellen in der Ha- gener Modeboutique „Lifestyle“ sowie in der Bäckerei „Lütvogt“ in Wulsbüttel für sechs Euro  An der Abendkasse kostet der Ein- tritt acht Euro  s Milena Schwoege
LEHNSTEDT. Eine Fete für Jung und Alt. Lehnstedter Zeltfete soll Bewohner der Ge-
meinde Hagen zusammenführen. Die Idee sei ihnen beim Frühshoppen ge- kommen. „Den Abend vorher habe ich meinen 50. Geburtstag groß ge- feiert und hatte als Band die ‚Hagen Allstars‘zuGast“,erinnertsichBernd Heinsohn. Die Stimmung auf der Fei- er sei so gut gewesen, dass viele der Besucher eine Wiederholung forder- ten. Kurz darauf war das Lehnstedter Hünenfest geboren.
„Es sind immer dieselben Feste, zu denen die Leute gehen  Bei uns in Lehnstedt haben wir nur Laternelaufen, Osterfeuer und Pfingsten  Das war’s“, bedauert Martina Kursawsky vom Orga- nisationsteam  Das Hünenfest solle das nun ändern und als Highlight des Sommers die Menschen im Dorf vereinen  Gastgeber ist der Lehnstedter Heimatverein  Bernd Semke stellt für die Zeltfete die freiste- hende Grünfläche neben dem Wohnhaus von seiner Tochter Kathrin Semke als Tanzfläche zur Verfügung  „Wir hoffen, dass wir mit dem Hünenfest auch Personen aus anderen Ortschaften ansprechen und die ganze Gemeinde mal zu-
sammenkommt“, sagt Kursaw- sky 
Im Januar hat das achtköpfige Organisationsteam mit den Planungen begonnen  Nach- dem sie ein Zelt von einem
Das Organisationsteam: Gemeinsam haben sie das Hünenfest organisiert: Volker Ja- cobs, Immo Fleischer und Hartmut Heinsohn (von links oben), Luca Heinsohn, Bernd Heinsohn, Corvin Warnke, Wilfried Wessel und Martina Kursawsky (von links unten).
Sandhausener Verleih für die Veranstaltung reserviert hat- ten, mussten sie sich unter an- derem um die dafür notwen- dige Schankgenehmigung, die Einhaltung der Fluchtwege und die Beschaffung eines Sicher- heitsdienstes kümmern  „Ein solches Fest braucht viel Vor- bereitung  Aber wir machen es nicht, um damit großartig Geld
Personen könnten in dem ge- mieteten Zelt feiern  Für Kur- zentschlossene gebe es auch noch Tickets an der Abendkas- se  Den Namen „Hünenfest“ haben die Organisatoren be- wusst gewählt  „Das Hünen- grab in Lehnstedt ist bekannt und hat eine geschichtliche Bedeutung  Wir wollten, dass das Fest direkt mit dem Ort in
* Postfaktisch – Bedeutung
einen Freund, dass dieser sich postfak- tisch kleide – er ignoriere die Wahrhei- ten seines Körpers «
Postfaktische Politik war beispiels- weise der Wahlkampf gegen den Verbleib Großbritanniens in der EU  Mit zum Teil gezielten Fehlinforma- tionen schürten die Befürworter des Austritts den Unmut in der Bevölke- rung, die tatsächlich am 23  Juni 2016 mehrheitlich für den Brexit stimmte  Ein Ergebnis postfaktischer Politik war auch der Triumph von Donald Trump, der mit Diskriminierungen und wahr- heitswidrigen Behauptungen wie der Aussage, Barack Obama habe die Terrororganisation »Islamischer Staat« gegründet, in den USA zum Präsidenten gewählt wurde 
Die Wortbildung postfaktisch könnte auf den ersten Blick befremdlich er- scheinen, da sie, vom Lateinischen wörtlich übersetzt, ›nach-faktisch‹ oder ›nach, hinter den Fakten‹ bedeu- tet  Eher erwarten könnte man bei der angegebenen Bedeutung des Wortes eine Bildung wie kontrafaktisch (›den Fakten widersprechend, entgegenge- setzt‹) oder auch, in griechisch-latei- nischer Sprachmischung, antifaktisch  Zugrunde liegt aber, ähnlich wie bei Postmoderne oder Poststrukturalismus, die Vorstellung einer neuen Epoche  Bereits im Jahr 2004 erschien das Buch The Post-Truth Era (›Das Zeitalter nach der Wahrheit‹) von Ralph Keyes, und so versteht sich die Rede vom postfakti- schen Zeitalter  Jochen A. Bär, GfdS
Postfaktisch wurde von der Gesell- schaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden zum Wort des Jahres gekürt; aber es wäre auch dann tref- fend gewesen, wenn die Wahl anders ausgefallen wäre: Denn »genau darum geht’s ja in der postfaktischen Welt, um die Vermischung von Tatsachen mit Gefühlen und Spekulationen und was dabei herauskommt« 
Die Jahreswortwahl richtet das Au- genmerk auf einen tiefgreifenden po- litischen Wandel  Das Kunstwort post- faktisch verweist darauf, dass es heute zunehmend um Emotionen anstelle von Fakten geht  Immer größere Be- völkerungsschichten sind in ihrem Wi-
derwillen gegen »die da oben« bereit, Tatsachen zu ignorieren und sogar offensichtliche Lügen zu akzeptieren  Nicht der Anspruch auf Wahrheit, son- dern das Aussprechen der »gefühlten Wahrheit« führt zum Erfolg 
Viel zitiert wurde eine Erläuterung aus dem Munde der Bundeskanzlerin: »Es heißt ja neuerdings, wir lebten in post- faktischen Zeiten  Das soll wohl heißen, die Menschen interessieren sich nicht mehr für Fakten, sondern folgen allein den Gefühlen « In diesem Sinne ist das Wort, wie Matthias Heine in der Welt (17  11  2016) schrieb, »sogar schon in der Witzkultur angekommen  Neulich sagte einer meiner Bekannten über
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UNTER DER STALEKE
C Milena Schwoge


































































































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