Page 38 - Staleke Ausgabe 210, Sommer 2018
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Fakten aus alten Akten Amtmänner in Hagen (Fortsetzung)
Dies Diese Verwandten stamm- ten aus Köln, wo Heinrich sich seit 1564 mit theologischen Studien auf eine klerikale Lauf- bahn vorbereitete, bis er zum Bremer Erzbischof gewählt wurde und 1569 sein Amt im schon lutherischen Bremen an- trat 
Wahrscheinlich hat Erzbischof Heinrich seinen Schwager in das Amt des Drosten in Hagen eingesetzt, um ihm und seiner Familie ein Auskommen zu ver- schaffen und einen Gewährs- mann im Amt Hagen zu haben, denn gleichzeitig war Heinrich Wartkenstede noch Amtmann in Hagen 
Das Amt eines Drosten wurde nur an Adlige vergeben, die dem Erzbischof näher standen als ein untergeordneter Amt- mann und wohl auch nicht ständig vor Ort waren, sondern oft mit dem Erzbischof herum- reisten oder Sonderaufträge erfüllten 
Truchsess oder Drost in einem mittel- alterlichen Kartenspiel
Der 1581 als Amtshauptmann erwähnte Johann von Bar- denfleth stammte aus dem Osterstader Junkerngeschlecht in Rechtebe  Diese Familie hat- te 1520 von Erzbischof Chris- tof mit anderen Osterstader Familien einen Junkernbrief erhalten und gehörte damit zum Hofstaat des Erzbischofs, den Ministerialen  Im Erzbis- tum Bremen gab es zu dieser
Zeit sehr wenige hochadelige Familien, so dass der Erzbischof auf Emporkömmlinge zurück- greifen musste  Einige Oster- stader Bauern hatten in der fruchtbaren Marschlandschft große Höfe und Wohlstand erwirtschaften können und bildeten so eine gehobene Bauernschicht, die sich auch zur Ritterschaft und dem Adel hingezogen fühlte  Sie über- nahmen Ämter am Dom in Bremen und in der Verwaltung der Erzbistums oder vor allem, wie Johann von Bardenfleth, im Kriegsdienst, was an dem Titel Amtshauptmann zu erkennen ist  Auch schreibt Heinrich Schriefer: „Johann von Barden- fleth, Erbherr zu Rechtebe, ward in Kriegsdiensten berühmt“ (2) Die Osterstader Junkerfamilien waren außerdem verpflichtet Rossdienste zu leisten, d h  die von Bardenfleths mussten 2 Pferde mit Mann und Ausrüs- tung für Kriegsdienste bereit- halten 
Diese Junkernbriefe erhoben sie nicht in den Hochadel, deswegen blieb die Gerichts- barkeit für die Osterstader Junker ausdrücklich bei dem Amtmann in Hagen und nicht beim Ritterschaftsgericht in Bremen  Man sagt sogar, das „von“ vor ihrem Namen hät- ten sich die Junker selber zu- gelegt  Aus der Familie von Bardenfleth sind später noch mehrere Deichgrafen hervor- gegangen 
Von den folgenden Amtmän- nen – Claus Stein, Matthias Pellicerus und Diedrich Gult- zow – habe ich keine Spuren ihres Wirkens gefunden  Nur Andreas Sasse wird als sehr erfahrener Amtmann gerühmt, der nach 10-jähriger Amtszeit in Hagen in das größere Amt Neuhaus an der Oste berufen wurde und dort die Tochter des angesehenen Vörder (Bremer- vörder) Amtsmanns Nikolaus Camper heiratete  Begonnen
HAGEN. Die Reihe der Verwal- tungsbeamten(1) in Hagen bis zur schwedischen Zeit wird in
den einschlägigen Veröffentli- chungen wie folgt fortgesetzt:
1566-1591 1567-1568 1575
1581 1592-1597 1600-1607 1607-1617 1617 1618-1629 1629 1630-1643
Wartkenstede, Heinrich, Amtmann Desebruch, Martin, Amtschreiber
von Bretmar, Reinart, Drost
Joh von Bardenfleth, Amtshauptmann Stein, Claus, Amtmann
Pellicerus, Matthias, Amtmann Sasse, Andreas, Amtmann
Gultzow, Diedrich, Amtmann
Lange, Valentin, Amtmann
Dedeken, Tönnies, Amtschreiber Stölting, Johann Friedrich, Amtmann
Nicht alle dieser Beamten ha- ben Spuren in den Akten hin- terlassen  Wir befinden uns noch in der erzbischöflichen Zeit, da ist die Aktenlage für ein so kleines Gebiet wie das Amt Hagen nicht gerade üppig  Doch über einige Herren kann man Genaueres erfahren 
Zum Beispiel wird Reinart von Breitmar, auch Reinhard von Bothmer genannt (bei Trüper), 1575 in der Heiratsurkunde des Erzbischofs Heinrich III  von Sachsen-Lauenburg als „tzuer
tzeit droste zue Hagen“ erwähnt, in diesem Fall als Reynert van Brydemar  Er war verheiratet mit Ursula von Lynner, einer äl- teren Halbschwester der Braut Anna von Broich  Ursula von Lynner war ebenfalls bei der Hochzeit am 27  Oktober 1575 in der Burg Hagen anwesend  Zu den Unterzeichnern der Urkunde gehört auch beider Sohn Heinrich von Breitmar, hier unterschreibt und siegelt er mit „Henrich vonn Brethmar – mein eigen hannt“ 
(1) Karl H  Schleif, Regierung und Verwaltung des Erzstifts Bremen  Hans G  Trüper: Ritter und Knappen zwischen Weser und Elbe 
Geht es Ihnen auch manchmal so?
Beim Frühjahrsputz oder Aufräumen findet man den alten Karton oder den Ordner mit den Dokumenten aus Großvaters oder gar Urgroßvaters Zeit wieder, und man bekommt Lust, darin zu stöbern 
Alte Briefe, Verträge, Stammbücher, Kochrezepte und vieles andere kommt zum Vorschein  Nur leider ist alles handschrift- lich und in deutscher Schrift verfasst und daher mühsam zu entziffern  Dann ist der Spaß schnell vorbei!
Für solche Fälle finden Sie Hilfe beim Kultur- und Heimatver- ein: Telefon 04746/397 (Jutta Siegmeyer)  Wir transkribieren (umschreiben in Druckschrift) und deuten Ihre Dokumente 
Die nächsten Zusammenkünfte der Geschichts-werkstatt in der Burg Hagen finden 2018 immer montags um 19:30 Uhr statt, und zwar am 2  Juli; 30  Juli; 27  August; 17  September; 22  Oktober; 19  November; 10  Dezember  Gäste sind immer herzlich willkommen
38 | SOMMER 2018
UNTER DER STALEKE
(2) Heinrich Schriefer: Hagen und Stotel, 1901
(3) Karl H  Schleif: Regierung und Verwaltung des Erzstifts Bremen, 1971


































































































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