Page 33 - Staleke Ausgabe 206, Sommer 2017
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der Nordseite belegene Stall wurde nach draußen neben die Schüleraborte verlegt und die Lehrerwohnung um diesen Raum vergrößert  Die Schul- klassen wurden durch den Um- bau recht luftig und geräumig  Als Lehrer, die in diesen Jahren an der Schule nacheinander unterrichtet haben, werden in der Schulchronik genannt: W  Bultmann, Johann Schnepel, D  Gerken, Kuhlmann, Heinrich Rosebrock und Ludwig Gurlit, dann Hittmeyer und Ernst Kes- selhut 
Die Fortbildungsschule
Auf Anregung des Königlichen Landratsamtes wurde in Ha- gen im Winter 1905/06 zuerst eine Fortbildungsschule für die konfirmierte männliche Jugend errichtet  Die Zahl der Schüler, die fast sämtlich dem Gewerbestande angehörten, betrug für das erste Winter- halbjahr 13  Von den wöchent- lich 6 Unterrichtsstunden ent- fielen 3/9 auf Deutsch, 2/9 auf Rechnen, 2/9 auf Zeichnen, 1/9 auf Raumlehre und 1/9 auf Volkswirtschaftslehre und Bür- gerkunde  Das Schulgeld be- trug pro Schüler im Halbjahr 3 Mark, die politische Gemeinde bezahlte der Schulkasse für die Fortbildungsschule pro Schü- ler 30 M, wofür die Schulkasse die Reinigung, Heizung und Beleuchtung des Schullokals übernahm 
Der Fortbildungsschulunter- richt stellte eigene Anforde- rungen an den Lehrer, denen er erst bei hinreichenden Erfah- rungen gerecht werden konn- te  Die gegebenen Anweisun- gen waren fast nur negativer Art, da sie eigentlich nur anga- ben, wie der Unterricht nicht erteilt werden dürfe, um den erwünschten Erfolg zu haben  Der Unterricht wurde durch die Tageszeit – abends von 8 – 10 Uhr – und die höchst un- gleiche Vorbildung der Schüler erschwert, befriedigte im gan- zen aber über Erwarten hinaus durch Betragen und Fleiß der
UNTER DER STALEKE
Schüler  Im Winter 1906/07 stieg die Schülerzahl auf 20, da 5 Schüler aus Kassebruch am Unterricht teilnahmen, der in die Zeit von 7 1⁄2 - 9 1⁄2 abends gelegt war  Alle hiesigen 14-18jährigen Jünglinge mel- deten sich zum Unterricht mit Ausnahme eines einzigen, der aber, auf einem Fischdampfer tätig, hier nur vorübergehend ortsanwesend war  Vom Winter 1912/13 an wurde dieses Schul- angebot in eine Pflichtfortbil- dungsschule umgewandelt  Um für den Unterricht im ge- werblichen Zeichnen, der fast allgemein und vornehmlich von den Handwerkermeistern gewünscht wurde, die wün- schenswerte Tüchtigkeit zu gewinnen, absolvierte der 2  Lehrer Kesselhut vom 12 Au- gust 1912 ab einen behördli- cherseits für diesen Zweck in Hannover stattfindenden 6wö- chigen Kursus 
Fortbildungsschule für die weibliche Jugend
Im Winter 1926/27 wurde in Hagen auf behördliche Anord- nung auch eine Fortbildungs- schule für Mädchen eingerich- tet  24 junge Mädchen nahmen freiwillig am Unterricht teil, der von der Lehrerin Frau Jeep und von Frau Rechtsanwalt Ringe erteilt wurde  Doch ging der Zulauf nach und nach zurück und Mädchen und Jungen wurden gemeinschaftlich un- terrichtet 
Eine große Veränderung
Im Jahre 1929 konnte die Ge- meinde das alte Amtshaus, in dem bis dahin die Oberförs- terei beherbergt war, und das Amtholz erwerben  Dazu half ein günstiger Kredit ei- nes aus Börsten stammenden Deutsch-Amerikaners  Das Haus bot genügend Platz für vier Klassenräume, einen ge- räumigen Schulflur und ein Lehrerzimmer im Erdgeschoss und zwei geräumige Dienst- wohnungen im Obergeschoss mit moderner Ausstattung, wie
Wasserleitungen, Heizung und Badezimmer 
Auch für die Inneneinrichtung der Schulräume sollte das bes- te und modernste Mobiliar ge- wählt werden  Die uralten Vier- sitzer-Bänke hatten ausgedient und wurden durch Tische und Stühle aus Stahlrohr ersetzt  Je- der Klassenraum hatte zwei ein- gebaute Schränke für die Lehr- mittel und ein Waschbecken  Die Eröffnung der neuen Schu- le wurde am 12  November 1930 durch ein großes Fest begangen  Es begann mit der Begrüßung der Ehrengäste in der alten Schule am Grünen Weg  Ein Choral wurde von den Schülern gesungen, und der Hauptlehrer Kesselhut blickte auf 62 Jahre Schulleben in dem alten Gebäude zurück und wür- digte besonders den verdienst- vollen Lehrer Hittmeyer  Nach- dem der Kinderchor gesungen
hatte „So lebe denn wohl, du stilles Haus“, begab man sich zum neuen Schulhause  Dort folgten mehrere Ansprachen und die Schülerin Grete Witt- schen sprach einen von Ernst Kesselhut verfassten Prolog  Die Rede des Landrats des Krei- ses Geestemünde, zur Nieden, endete mit dem über der Tür der neuen Schule angebrach- ten Spruch, der übrigens noch heute, 87 Jahre später, dort zu lesen ist 
Hiermit endet die Serie „Von Schulverhältnissen in alten Zei- ten“. Die Rubrik „Fakten aus al- ten Akten“ wird aber an dieser Stelle mit neuen Entdeckungen fortgesetzt. Aus der Schulchronik entnommen und bearbeitet von Jutta Siegmeyer.
Geht es Ihnen auch manchmal so?
Beim Frühjahrsputz oder Aufräumen findet man den alten Karton oder den Ordner mit den Dokumenten aus Großvaters oder gar Urgroßvaters Zeit wieder, und man bekommt Lust, darin zu stöbern 
Alte Briefe, Verträge, Stammbücher, Kochrezepte und vieles andere kommt zum Vorschein  Nur leider ist alles handschrift- lich und in deutscher Schrift verfasst und daher mühsam zu entziffern  Dann ist der Spaß schnell vorbei!
Für solche Fälle finden Sie Hilfe beim Kultur- und Heimatver- ein: Telefon 04746/397 (Jutta Siegmeyer)  Wir transkribieren (umschreiben in Druckschrift) und deuten Ihre Dokumente 
Die nächsten Zusammenkünfte der Geschichtswerkstatt in der Burg Hagen finden 2017 immer montags um 19 30 Uhr statt: 26  Juni, 31  Juli, 28  August, 25  September, 23  Oktober, 20  November, 11  Dezember  Gäste sind herzlich willkommen
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