Page 19 - Staleke Ausgabe 208, Winter 2017
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gesunder Angst eine Angstre- aktion schnell auf und auch schnell wieder ab  Geraten wir jedoch in sehr kurzen Abstän- den immer wieder in einen Stresszustand und gelingt es unserem Körper nicht in die- ser Zeit die entsprechenden hormonellen Vorgänge herun- ter zu fahren, so baut sich der Stresspegel immer weiter auf, das heißt, dass wir diesen Pe- gel irgendwann auch schon bei eigentlich geringen Stressoren erreichen  Ist man an diesem Punkt angelangt, ist der Kör- per nicht mehr in der Lage, den Stress wie geplant „abzu- bauen“  Wir sind leicht reizbar, unser Immunsystem arbeitet schlechter, wir können unter erhöhtem Blutdruck, erhöhter Herztätigkeit, Angststörungen und ähnlichem leiden 
Die Folgen sind vielfältig und bei jedem ganz unterschied- lich  Herzrasen, Schwindel, das Gefühl, die Kontrolle zu verlie- ren, Taubheitsgefühle, Atem- not, Übelkeit sind einige der zu nennenden Begleiterschei- nungen  Hierbei handelt es ich aber eben nur um eine Folge des Stresses und nicht um eine Primärerkrankung 
Unser Sympathikus sorgt im Falle von Stress dafür, dass eine beschleunigte Energiebereit- stellung stattfindet, um der drohenden Gefahr entgegen zu treten indem er
u die Herztätigkeit beschleu- nigt
u den Blutdruck erhöht
u die Muskulatur verstärkt
durchblutet
u Denkvorgänge blockiert u Verdauungsfunktionen
hemmt
u den Speichelfluss hemmt u das Zusammenziehen der
Blase hemmt
u die Sexualfunktionen
hemmt
In Angst-/Stresssituationen werden also hochdosiert Hor- mone freigesetzt, die den
UNTER DER STALEKE
Körper in höchste Alarmbereit- schaft versetzen, um das Über- leben zu sichern 
Was können wir tun?
Wir werden Erfahrungen, die uns Stress bereiten nicht ver- meiden können  Insbesondere nicht in der Kindheit, wo wir uns in Abhängigkeitsverhält- nissen befinden  Wir können aber ein Bewusstsein dafür entwickeln, wie wichtig es ist, zu spüren/wahrzunehmen, wann ich gestresst bin, wel- che Situationen mir nicht gut tun  Und dann zu erspüren, welche Einstellung habe ich zu dieser Situation oder gegen- über dem Menschen, der mich stresst  Ich kann mich fragen, ob es möglich ist, auch eine andere Einstellung, eine ganz andere und neue Perspektive zu entwickeln, einen anderen Blickwinkel einzunehmen  Welcher Gedanke könnte mir helfen, mich in dieser Situation besser zu fühlen  Ein Beispiel: Ich habe als Kind einen cho- lerischen lauten aggressiven Vater gehabt  Dieser hat mich als Kind regelmäßig und häu- fig in Angst und Schrecken versetzt, also extremen Stress verursacht  Treffe ich heute auf einen Chef, der auch dazu neigt, laut zu sein, so bin ich als Erwachsener ebenfalls per- manentem Stress ausgesetzt  Nun kann ich zunächst erst mal wahrnehmen, dass dies so ist  Dann kann ich mir be- wusst machen, dass ich heute kein abhängiges Kind mehr bin  Dann kann ich mich fra- gen, warum mein Chef sich so cholerisch verhält  Vielleicht ist er in gewisser Hinsicht überfordert, fühlt sich hilflos  Wenn ich dies erkannt habe, kann ich als Erwachsener auf ihn zugehen und ihm meine Grenzen aufzeigen  Sollte dies keinen Erfolg haben, kann ich gucken, ob ich den Arbeits- platz wechseln möchte/kann  Wichtig ist es, wahrzunehmen, dass es sich heute im Vergleich zu damals nicht um die gleiche
abhängige Situation handelt, ich also heute einen anderen Handlungsspielraum habe  Um dorthin zu kommen, muss ich mir diesen Ablauf bzw  die Stressursache und deren Konsequenzen bzw  meine unbewussten Reaktionen hierauf aber erst mal bewusst machen 
Wichtig hierfür sind Auszei- ten, die ich mir ganz bewusst nehme  Zeit, die ich nicht mit anderen, vor dem Fernseher, vor dem PC oder mit anderen ablenkenden Faktoren verbrin- ge, sondern nur mit mir selber  Dies ist für viele schon eine ers- te Hürde, weil dann möglicher- weise das Gefühl von Alleinsein und Einsamkeit auftritt, ein Ge- fühl, das wir möglichst zu ver- meiden suchen 
Wenn ich mir aber die Zeit und Ruhe für mich nehme, kann ich reflektieren, meinen Kör- per und meine Gefühle wahr- nehmen  Wo und wann fühle ich mich nicht gut? Wo bin ich verspannt, wo fühle ich Druck, Schwere, Enge? Was für Gefühle verbergen sich dahinter? Angst, Wut, Trauer o  ä ? In welchem Zusammenhang, in welchen Situationen tritt das auf?
Nicht unsere Mitmenschen er- zeugen diese Gefühle  Diese Gefühle wurden bereits vor lan- ger Zeit in uns abgespeichert und werden bei bestimmten Verhaltensweisen unserer Mit- menschen oder in bestimmten Situationen wach gerufen  Es handelt sich um Altlasten, die wahrgenommen und liebevoll verabschiedet werden wollen, weil sie uns heute nicht mehr dienlich sind 
Solange wir uns jedoch in Aktionismus flüchten oder uns wegbeamen, kann dieser Seelenmüll nicht verabschie- det werden  Er bindet Energi- en und macht uns krank und müde  Wir dürfen lernen, dass wir das Wichtigste in unserem Leben sind und dass es wich- tig ist, dass wir uns liebevoll um uns kümmern, und nicht erst, wenn wir krank werden,
weil der Körper rebelliert  Zu unserer Gesundheit gehört im Wesentlichen auch unsere see- lische Gesundheit 
Gesunde Ernährung und kör- perliche Bewegung unter- stützen die körperliche Ge- sundheit  Wird die seelische Gesundheit vernachlässigt, so können diese Aspekte den Kör- per auf Dauer nur schlecht vor den Folgen erhöhten Stresses schützen  Folgen sind heute häufig Erschöpfung, Angststö- rungen, depressive Störungen, Bluthochdruck, Herzrasen, Schlafstörungen, Hauterkran- kungen uvm 
Wir haben es verlernt, uns um unsere seelischen Bedürfnisse zu kümmern  Als Kinder haben wir es nicht gelernt, später ig- norieren wir es, so gut es geht und wenn es nicht mehr geht, dann verheimlichen wir häufig, dass wir beim „Seelenklemp- ner“ sind, weil wir uns schämen und glauben, nicht normal zu sein 
Die Statistiken zeigen aber, dass seelische bzw  psychische Erkrankungen rasant zuneh- men 
Es ist an der Zeit, dass wir wieder lernen unseren Her- zen zuzuhören, dass wir die leise Stimme, die immer wie- der in uns ruft, wahrnehmen/ zuhören, tiefe Bedürfnisse wahrnehmen, sensitiv uns ge- genüber werden, uns Verän- derungen zutrauen, offen und ehrlich zu uns selber und un- seren Mitmenschen sind  Dies schafft liebevolle Verbindung zu mir selber und zu anderen und ein ganzheitliches Wohl-
befinden  s Kompakt
uNicole Böcker
Nicole Böcker
Heilpraktikerin für Psychotherapie in Privatpraxis
Gartenstraße 6, 27628 Hagen
Tel. 04746 726524 nicole.boecker99@gmail.com Termine nach Vereinbarung
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